Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Büchl

auf Anregung und mit Unterstützung von Otto Spitzenberger
 zusammengestellt von Jürgen Dichtl (1994–2003)

1928 - 1968

 

1928 - Die Gründung der Feuerwehr

Die Freiwillige Feuerwehr Büchl wurde 1928 als „Abteilung Büchl“ bzw. „Löschzug Büchl“ im Rahmen der Freiwilligen Feuerwehr Neukirchen vorm Wald gegründet. Bis zu diesem Jahr gehörten die Männer des östlichen Gemeindeteiles der 1876 gegründeten Feuerwehr Neukirchen v. Wald an.

Zwei größere Vorhaben der Gemeinde Neukirchen waren ausschlaggebend, eine zweite Feuerwehr aufzustellen, und zwar der Bau einer zweiten Volksschule in Büchl und die Anschaffung einer neuen Motorspritze für die Feuerwehr Neukirchen.

Durch den Bau des neuen Schulgebäudes in Büchl konnte im Untergeschoss ein Raum für die Unterbringung von Feuerlöschgeräten geschaffen werden.

Dieses erste Gerätehaus der Feuerwehr Büchl ist noch heute mit dem original Flügeltor vorhanden, das ehemalige Schulgebäude ist seit der Schließung der Schule 1976 in Privatbesitz.

 


Foto: Schulhaus Büchl mit Feuerwehr-Geräteraum


Am 14. Juli 1928 erhielt die Feuerwehr Neukirchen v. Wald ihre erste Motorspritze von der Firma Paul Ludwig, eine Amag-Hilpertpumpe mit 600l/min Leistung und einem 20 PS starken Vierzylinder-Selve-Motor.
Damit wurde die bisher eingesetzte Handdruckspritze frei.
Daraufhin bewirkten Hans Hofbauer aus Weg, Max Rieger aus Grubhof und Hans Vierlinger aus Haag im Einverständnis mit Bürgermeister Stoiber und dem Gemeinderat die Gründung eines Löschzuges Büchl im Rahmen der Neukirchner Wehr und die Abtretung der Handdruckspritze in eigene Obhut.

Foto: Aktive der Feuerwehr Neukirchen v. Wald mit der Handdruckspritze Baujahr 1903, die 1928 nach Büchl abgestellt wurde.

 

Gründungsmitglieder

In der Gründungsversammlung im Gasthaus Schmalhofer in Büchl, die Schulleiter
Max Schöberl leitete, wählten die Mitglieder Johann Vierlinger, Schreinermeister aus Haag, zum 1. Kommandanten.

Zu Beginn der Tätigkeit zählte der Löschzug Büchl folgende aktive Wehrmänner:

Max Schöberl, Büchl
Johann Vierlinger, Haag
Josef Behringer, Haag
Georg Fischböck, Saag
Matthias Höltl, Loosing
Josef Knab, Haag
Georg Leonhart, Höherberg
Matthias Moritz sen., Grubhof
Matthias Moritz jun., Grubhof
Josef Mader, Richting
Anton Preis, Sickenthal
Max Radlinger, Feuerschwendt
Josef Radlinger, Feuerschwendt
Heinrich Radlinger, Feuerschwendt
Johann Redenberger, Höherberg
Phillipp Plettl, Haag
Johann Plöchinger, Niesberg
Vitus Schauer, Sickenthal
Max Schichlgruber, Stallham
Alois Schinkinger, Loosing
Johann Söldner, Streifing
Georg Schmalhofer, Büchl
Otto Spitzenberger, Loosing
Georg Stadler, Haag
Johann Steinhofer, Grubhof
Max Streifinger, Weg
Michael Weinberger, Haag
Phillipp Winklmeier, Loosing = 28 Männer

 

1928 bis 1945

Bis Anfang der fünfziger Jahre sind keinerlei Aufzeichnungen mehr vorhanden. Beim Erstellen einer Chronik kann man deshalb nur auf die nachträglich erstellte Kurzchronik von 1951, auf die Archive bei der Feuerwehr und der Gemeinde Neukirchen vorm Wald, Chroniken von Nachbarfeuerwehren, Erzählungen und Presseberichte zurückgreifen.

In der Chronik der Feuerwehr Tittling kann man beispielsweise nachlesen:

„21. September 1930: 60-jähriges Gründungsfest. Gäste waren die Nachbahrwehren Witzmannsberg, Neukirchen, Bichl, Fürstenstein, Nammering, Saldenburg und Lembach.“
“11. Dezember 1938: „Große Luftschutzübung“ in Tittling zusammen mit den Wehren aus Witzmannsberg, Neukirchen, Bichl und Ruderting (zusammen 100 Mann).”

Bemerkenswert daran ist, dass der Löschzug Büchl damals bereits als „Feuerwehr Bichl“ bezeichnet wird.

Schriftführer Ernst Slansky, Lehrer in Büchl, schreibt 1951 in seiner Kurzchronik über die Gründerzeit:

“Unser Löschzug unter dem rührigen Kommandanten Hans Vierlinger entwickelte in den kommenden Jahren eine beachtliche Aufbauarbeit und bewährte sich selbst über die schwierigen Zeiten des Krieges, da durch Wegzug, Einrückung und Todesfälle stets Lücken in die Reihen der Wehrmänner gerissen wurden.”

“Wir gedenken an dieser Stelle jener Kameraden, die in dem großen Völkerringen für Deutschland ihr Leben opfern mußten:”

Es sind dies:
Beringer Matthias
Heininger Josef
Radlinger Heinrich
Weinberger Michl

 

1945 bis 1965

Das Kriegsende 1945 brachte die endgültige Loslösung des Löschzuges von der Neukirchner Wehr und damit entstand die selbständige Freiwillige Feuerwehr Büchl innerhalb der Gemeinde Neukirchen vorm Wald.

1950 - Anschaffung der ersten Motorspritze

Kommandant Hans Vierlinger, der sich uneigennützig jederzeit für die Erhöhung der Einsatzbereitschaft und Vervollständigung seiner Wehr einsetzte, veranlasste im Jahre 1950 die Anschaffung einer leistungsfähigen Motorspritze. Durch freiwillige Spenden, zu denen er selbst den Erlös einer von ihm als Schreiner angefertigten Kücheneinrichtung beitrug, wurde von der Weberei Nöppl u. Co. in Oberpolling eine gebrauchte Magirus Tragkraftspritze Baujahr 1942 mit 28 PS Breuer-Motor und Kapselschieber-Entlüftung sowie einer Leistung von 800 l pro Minute gekauft, die sich bei den späteren Einsätzen aufs beste bewährte.

Die Handdruckspritze wurde aus Platzgründen nach Götzendorf versetzt. Von dort rückte unsere Wehr trotz des hohen Alters der Handdruckspritze noch einige Jahre zusätzlich zur Motorspritze aus, so z.B. beim Großbrand in Hötzendorf 1954 (also mit einer 51 Jahre alten Handdruckspritze!).

Von der Magirus-Motorspritze sind leider keine Fotos aus der damaligen Zeit vorhanden.

In der Folgezeit wurde an die Schule in Büchl ein Schlauchturm angebaut.

Bis zu diesem Anbau mussten die Schläuche rund um das Schulhaus auf dem Gartenzaun zum Trocknen aufgehängt werden!



Foto: Das Schulhaus mit dem neuen Schlauchturm (rechts aussen)


1952 - Erste Fahnenweihe

Anlässlich der Generalversammlung am 10. Februar 1952 wurde auf Vorschlag des neuen Ehrenkommandanten Johann Vierlinger beschlossen, erstmals eine eigene Vereinsfahne anzuschaffen.

Bei einer Versammlung beim stellvertretenden Kommandanten und
Kassier Johann Plöchinger wurde als Kassenbestand lediglich ein 2 DM-Schein festgestellt. Man beschloß daher, eine Haussammlung durchzuführen, welche den Betrag von rund 2000,- DM einbrachte. Daraufhin wurde bei der Fahnenstickerei des Klosters Thyrnau die neue Fahne für die Feuerwehr Büchl bestellt.

Im Frühjahr 1952 fand bei Anna Winetsdorfer in Götzendorf das Fahnenmutterbitten statt. Anna Winetsdorfer erklärte sich damit einverstanden, das Amt der Fahnenmutter zu übernehmen.

Kurz vor der Fahnenweihe im Juni 1952 wurde die neue Fahne in Thyrnau abgeholt. Während die Verhandlungen mit dem Kloster Thyrnau über die neue Fahne noch vor verschlossenen Toren durch ein kleines Guckloch geführt wurden, waren bei Abholung der Fahne alle Türen weit geöffnet, man brachte ja schließlich viel Geld mit. 2. Kommandant Johann Plöchinger und Fahnenjunker Otto Spitzenberger holten die Fahne in Thyrnau ab, zahlten die Kosten von ca. 2000,- DM in bar und transportierten die neue Fahne zu zweit auf dem Motorrad von Johann Plöchinger nach Hause.

Die Fahnenweihe am 8. Juni 1952

Festansprachen beim Gasthaus Kerschbaum in Büchl

Fahnenmutter Anna Winetsdorfer mit den Festdamen

Der Festzug auf der Staatstraße zwischen Büchl und Weg


1957 - Erstes Leistungsabzeichen

Im Jahr 1957 entschloß sich unsere Wehr unter Kommandant Michael Steinhofer, das von Baptist Kitzlinger und Max Mader entworfene Leistungsabzeichen des Landkreises Passau mit einer Löschgruppe zu erwerben.

Der Prüfung stellten sich:

Löschmeister: Michael Steinhofer, Kommandant, Streifing
Maschinist: Otto Spitzenberger, Loosing
Melder: Josef Rieger, Grubhof
Löschtruppmann 1: Anton Preis, Sickenthal
Löschtruppmann 2: Johann Plöchinger, Niesberg
Wassertruppmann 1: Max Vogl, Streifing
Wassertruppmann 2: Josef Freund, Haag
Schlauchtruppmann 1: Johann Sellmayer, Niesberg
Schlauchtruppmann 2: Clemens von Ruedorffer, Waldenreut

Die Prüfung am 26. Mai 1957 in Büchl, die Kreisbrandinspektor Baptist Kitzlinger und Kreisbrandmeister Max Mader abnahmen, wurde ohne Fehlerpunkte und mit einer Aufbauzeit von 135 Sekunden bestanden.
Die oben genannte Gruppe blieb die einzige unserer Wehr, die das alte Landkreisleistungsabzeichen in Silber erwarb.

1965 - Neue Tragkraftspritze notwendig

1965 wurde unsere Feuerwehr auf eine große Bestandsprobe gestellt.
Durch den Ausfall der Magirus Tragkraftspritze waren plötzlich weder Einsätze noch Übungen möglich.
Durch den tatkräftigen Einsatz des damaligen Kreisbrandinspektors Baptist Kitzlinger konnte diese Krise allerdings schnell gemeistert werden.

Baptist Kitzlinger vermittelte unserer Wehr eine gebrauchte Tragkraftspritze seiner Heimatfeuerwehr Sandbach.
Diese TS 8 Paul Ludwig mit VW-Industriemotor und elektrischem Anlasser konnte daraufhin erworben und am 6. November 1965 in Sandbach abgeholt werden. Die Einsatzbereitschaft war somit wieder gesichert.

 

Foto: Unser langjähriger Gerätewart und
Kassier Josef Winklmeier mit der
Sandbacher Spritze” bei einer
Leistungsprüfung 1968.


1966 - Verbesserung der Ausbildung und Ausrüstung

Kommandant Otto Spitzenberger verstärkte ab 1966 die Ausbildung der Aktiven. So legten am 22. Mai und am 3. Juli 1966 je eine Löschgruppe das Bayerische Leistungsabzeichen der Stufe I in Bronze ab, das 1959 auf Grundlage des Passauer Landkreisabzeichens bayernweit eingeführt wurde. Seitdem ist die Leistungsprüfung fester Bestandteil der Ausbildung.


Tragkraftspritzenanhänger 1966


Der Feuerwehr stand ab 1966 auch ein eigener Tragkraftspritzenanhänger zur Verfügung, der weiterhin mit Traktoren zu Übungen und Einsätzen befördert wurde.

In den Jahren zuvor mußten bei Übungen und Einsätzen Pumpe und Geräte erst auf einen privaten Anhänger aufgeladen werden, den der jeweilige Schlepper-Fahrer zum Gerätehaus mitzubringen hatte.


Verbesserung der Alarmierung 1967

1967 wird ausschließlich aus Mitteln der Vereinskasse eine neue Sirene angeschafft, da bisher die Alarmierung über Kirchenglocken oder Signalhorn vom Höherberg und durch Telefon erfolgte.


1968 - Das erste Fahrzeug für die Feuerwehr Büchl

Am 20. August 1968 beantragte unsere Wehr bei der Gemeinde den Erwerb eines gebrauchten Borgward-Mannschaftswagens. Ein baugleiches Fahrzeug hatte die Feuerwehr Nammering am 28. Juli 1968 eingeweiht.
Dieser Antrag wurde vom Gemeinderat am 10. September 1968 einstimmig angenommen, jedoch mit der Auflage, das Fahrzeug von Nammering zu besichtigen und zu prüfen, ob das Fahrzeug nach einem Umbau im Gerätehaus in der Schule Büchl untergebracht werden konnte.

Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung wurden diese Auflagen ausgeführt, sodass am 07. Oktober 1968 der Gemeinderat einstimmig den Beschluss fasste, den gebrauchten Borgward anzuschaffen und das Gerätehaus umzubauen, wobei die Gemeinde die Kosten für Material tragen würde und die Feuerwehr Büchl die anfallenden Arbeiten kostenlos ausführen sollte.

Bereits am 27. Oktober 1968 wurde der gebrauchte Borgward bei der Firma Meßner in Großgundertshausen bei Mainburg abgeholt.

Prospekt der Firma Meßner

 

Bei dem “neuen” Fahrzeug handelte es sich um einen Borgward B2000 in Bundeswehrausführung mit Allradantrieb und 82-PS-Sechszylinder-Benzinmotor, Baujahr 1956, also 12 Jahre alt, Kilometerstand bei Übernahme: 48124.

Der Preis des Fahrzeugs betrug 4384,50 DM . Diese Summe wurde folgendermaßen finanziert:
Feuerwehr Büchl 500,- DM
Landkreis Passau 500,- DM
Versicherungskammer 200,- DM
Gemeinde Neukirchen 3184,50 DM

Das Fahrzeug wurde bis zum Abschluß des geplanten Umbaus des Gerätehauses in einer Garage bei Johann Söldner in Streifing untergestellt.


Eines der wenigen Fotos von unserem Borgward, hier bei einer Leistungsprüfung in Niesberg.
An der Vorderseite war ein Haspel mit B-Schläuchen montiert. Tragkraftspritze, Saugschläuche und sonstiges Löschgerät sowie die Mannschaft fanden im Heck Platz.

Die Maschinisten schwärmen zwar noch heute von der Geländegängigkeit des Borgward, jedoch musste der Beifahrer bei eingelegtem 2. Gang den Schaltknüppel festhalten, da der 2. Gang immer heraussprang.

 

 

 

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